40 Jahre Bühne - gesungen, gespielt und gelesen
Kaleidoskop (engl. eigtl. „Schönbildschauer“, zu griech. Kalós – schön; eidos – Bild; skopeín –betrachten) fernrohrähnliches optisches Spielzeug, bei dem sich unregelmäßig liegende bunte Glasstückchen durch Spiegelung in einem Winkelspiegel zum Bild eines regelmäßigen (bei Bewegung sich ändernden) meist sechsstrahligen Sterns anordnen. Für Tino Eisbrenner klingt das wie eine Beschreibung seines Künstlerlebens und er, der die kollektive Arbeit an der Kunst über alles liebt, betritt bei dieser Tour allein die Bühne, um dem Publikum vom eisbrennerschen Kaleidoskop zu erzählen und zu singen. Von seiner Kindheit in Bulgarien oder wie er noch als Schüler, von Schiller und Brecht infiziert, die Aufnahmeprüfung an der Schauspiel-Hochschule Leipzig bestand, sich dann aber für seine Band JESSICA entschied und mit ihr zum Jugendschwarm und Popstar wurde. Wie er nach 1990 seinen Kinderträumen folgte und bei den Maya-Indianern erwachsen wurde, nach Deutschland zurückkehrte, um mit seiner Musik und seinen Texten ganz von vorn anzufangen. Wie er sorgender Familienvater ist und sich trotzdem politisch engagiert. Und wie sein neues Buch „Das Lied vom Frieden“ erzählt, warum ihn sein Konzept „Musik statt Krieg“ seit 2016 immer wieder zu Konzertreisen in die ehemalige Sowjetunion führt. Eisbrenner, 2020 im vierzigsten Bühnenjubiläum, hat sein Kaleidoskop unzählige Mal gedreht und neue, bunt schillernde Sterne entdeckt. Zeuge dessen sind die Lieder, die er singt und schreibt. Ist das noch ein Konzert oder schon ein Gespräch? Gehört das auf die große Bühne oder in einen Salon? Wer fragt danach, wenn er so in den Bann einer Biographie gezogen wird? In Eisbrenners Universum gibt es ohnehin keine Grenzen, denn wenn er eins aus seiner Zeit unter Indianern weiß, dann das: „All things are connected“. Und aus tausend bunten Scherben kann immer wieder, wenn wir sie zu spiegeln verstehen, das perfekte Bild werden – ein neuer Stern, dem wir folgen.